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A Dog and a Dolphin, Karen Pryor

 

Hunde, Delfine und Ausbildung

Falls Sie schon einmal Shows mit dressierten Delfinen im Ozeanarium oder im Fernsehen gesehen haben, werden Sie wissen, dass Delfine wundervoll trainierbar zu sein scheinen. Auf Kommando zeigen sie alle möglichen, präzisen Verhaltensweisen, die großartige Akrobatik und Interaktionen mit menschlichen Schwimmern oder anderen Delfinen mit einschließen. Das Publikum wundert sich, wie eifrig sie reagieren und wie intelligent sie sein müssen – wäre es nicht schön, wenn Hunde genauso reagieren würden?

Wie wir Delfintrainer sehr wohl wissen, sind Delfine in Wahrheit nicht genial, und ebenso wenig sind es die Delfintrainer. Die Geschwindigkeit, Genauigkeit und offensichtliche Freude der Delfine an ihrer Arbeit ist ausschließlich den Prinzipien zu verdanken, die Delfintrainer benutzen, um sie ausbilden. Und dieselbe Technik kann bei Hunden angewandt werden.

Bestrafung von Anfang an unterlassen

Der wichtigste Punkt, den man verstehen muss, um Delfintraining zu begreifen, ist, dass wir mit Tieren arbeiten, die man nicht bestrafen kann. Egal wie sauer man wird – sogar wenn das Tier einen absichtlich ärgert, z.B. von Kopf bis Fuß nass spritzt, – kann man es ihm nicht heimzahlen. Sie können keine Leine oder Peitsche oder auch nur Ihre Faust auf ein Tier anwenden, das einfach wegschwimmt. Sie können einen Delfin auch nicht aushungern, um ihn kooperativ zu machen. Delfine stillen ihren Süßwasserbedarf mit den Fischen, die sie fressen; wenn man ihnen den Fisch entzieht, werden sie schnell dehydriert, verlieren vollkommen den Appetit und sterben. Zu guter letzt können Sie einen Delfin nicht mal anschreien, weil er sich überhaupt nicht darum kümmert.

Vielleicht denken Sie jetzt: „Ich wette, ich könnte einen Weg finden, einen Delfin zu bestrafen…“, und wahrscheinlich haben Sie recht; aber es ist egal, denn Delfintrainer brauchen es nicht. Trainer können alles von einem Delfin bekommen, was sie wollen, indem sie nur positive Verstärkung benutzen: meist nur ein oder zwei Pfiffe auf einer Trainingspfeife und einen Eimer voll Fisch. Wir „formen“ jedes Verhalten durch positive Verstärkung. Wir nutzen positive Verstärkung, um prompte und korrekte Reaktion auf Kommandos hervorzurufen – um Gehorsam zu erreichen. Wir können positive Verstärkung sogar dazu verwenden, um ein Tier zu disziplinieren, Unarten unter Kontrolle zu bekommen wie z.B. das Angreifen von Bassin-Genossen oder das sich weigern, durch ein Tor zu schwimmen. Dieser raffinierte Gebrauch der positiven Verstärkung führt zu einem Tier, das brillant arbeitet und es liebt, zu arbeiten.

Die Methoden, die wir benutzen, um Hunde auszubilden, beinhalten oft den Gebrauch von Zwang, sowohl um den Hund dazu zu bringen, die verlangten Bewegungen durchzuführen, als auch um ihn zu korrigieren, wenn er Fehler macht, was er unweigerlich tut. Obwohl wir vielleicht außerdem Lob und streicheln einsetzen, ist es doch nicht zu vermeiden, dass der Hund im Laufe des Trainingsprozesses ein gewisses Maß an Verwirrung, Angst und womöglich sogar körperliche Schmerzen erfährt. Manche Hunde tolerieren diese negativen Erfahrungen ganz gut, aber Delphine, als wilde Tiere, würden das nicht. Wenn Sie einen Delphin mit diesen Techniken ausbilden würden, würde er möglicherweise lernen, aber seine Darbietung wäre träge, mürrisch und unzuverlässig und er würde vielleicht sogar anfangen, aggressiv gegen Menschen zu werden. (Klingt das wie manche Hunde, die Sie kennen?)

Auf der anderen Seite verhält sich ein Hund genau wie ein Delfin, wenn Sie ihn auf die gleiche Weise trainieren, wie wir die Delfine trainieren: durch positive Verstärkung. Er wird eifrig, aufmerksam, kooperativ und befähigt zu phantastischen Leistungen. Und so wird’s gemacht.

Das magische Signal: der konditionierte Verstärker

Wenn ich mit Hundetrainern spreche, stoße ich immer wieder auf das große Missverständnis, dass positive Verstärkung „Futter“ bedeutet. Falsch! Das entscheidende Element, um wundervolles Verhalten aus einem Delfin herauszulocken, ist nicht die Futterbelohnung. Der Delfin arbeitet nicht für den Fisch; der Delfin arbeitet für die Pfeife. Der Ton der Pfeife ist das magische Signal, das die großartige Darbietung zum Vorschein bringt.

Der erste Schritt beim Training eines Delfins ist, ihn zu lehren, dass er jedes Mal, wenn er die Pfeife hört, einen Fisch bekommen wird. Sobald das Tier begriffen hat, dass der Pfiff bedeutet: „Fisch kommt gleich“, kann der Trainer die Pfeife verwenden, um ein Verhalten, das ihm gefällt, zu „markieren“, und um es dann allmählich zu „formen“ oder zu etwas komplexerem zu entwickeln, wie z.B. die Reaktion auf einen unauffälligen Wink.

Z.B.: Stellen Sie sich vor, der Delfin hat bei mehreren Gelegenheiten die Pfeife gehört (und danach Fisch bekommen), wenn er gerade durch die Luft sprang. Bald wird er jedes Mal springen, wenn der Trainer auftaucht. Man könnte ihm dann Gelegenheit geben zu entdecken, dass springen nur „funktioniert“, wenn der Trainer seinen Arm erhoben hat. Auf diese Weise wird der erhobene Arm zum grünen Licht fürs Springen.

Der Trainer könnte nun Schritt für Schritt weitere Bedingungen einführen – springen „funktioniert“ nur, wenn der Sprung vom Trainer weg in Richtung auf das Publikum gerichtet ist; wenn der Sprung höher als 1 m ist; wenn der Sprung innerhalb von 3 Sekunden nach dem Erheben des Arms erfolgt. Nach einigen wenigen Trainings“stunden“ hat der Trainer dem Delfin beigebracht, auf Kommando eine präzise „Verbeugung“ zu machen. Und der Delfin hat den Trainer ebenfalls „dressiert“: „Alles, was ich tun muss, ist eine bestimmte Art von Sprung zu machen, wenn er seinen Arm hebt, und schon gibt er mir jedes Mal einen Pfiff und einen Fisch!“

Beachten Sie, dass die Pfeife nicht als Kommando benutzt wird! Der Pfiff sagt dem Delfin nicht, dass er anfangen soll, etwas bestimmtes zu tun – dafür ist das Handzeichen (z.B. erhobener Arm) da. Der Pfeifton sagt dem Delfin während oder nachdem er ein bestimmtes Verhalten zeigt, dass dem Trainer sein Verhalten gefällt und er dafür einen Fisch verdient hat. (Sie brauchen nicht mal bei Futter zu bleiben, sondern können einen konditionierten Verstärker mit einem Streicheln, einem Spielzeug oder vielleicht sogar der Gelegenheit zu weiterer „Arbeit“ verknüpfen.)

Die Pfiff ist nun zu einem konditionierten Verstärker geworden. In der Sprache der Psychologen ist Futter, streicheln oder irgendein anderes Vergnügen ein unkonditionierter Verstärker – etwas, dass das Tier möchte ohne extra darauf trainiert worden zu sein. Der Pfiff, der konditionierte Verstärker, ist etwas, von dem das Tier gelernt hat, es zu mögen. (Einige Leute benutzen den Ausdruck „primärer Verstärker“ für das Futter und „sekundärer Verstärker“ für das Pfeifsignal. Ich vermeide diese Ausdrücke, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass es Leute dazu verführt zu denken, dass die Pfeife, da sie ja „sekundär“ ist, nach dem Futter ertönen soll, was den Pfeifton natürlich für das Tier bedeutungslos und als Trainingsmittel unwirksam werden lässt.)

Warum der konditionierte Verstärker so entscheidend ist

Was würde passieren, wenn Sie versuchen würden, einem Delfin beizubringen, einen einfachen Sprung nur auf ein Zeichen hin zu machen, ohne die Pfeife? Zunächst einmal könnten Sie den Fisch wohl kaum in dem Moment geben, in dem das Tier mitten im Sprung ist. Daher würde es, egal welcher Art der Sprung war, den Fisch entweder später oder gar nicht bekommen. Es würde keine Möglichkeit haben, herauszubekommen, warum Sie den einen Sprung belohnt haben und den anderen nicht oder was genau Ihnen an dem Sprung gefiel. War es die Höhe? Oder die Art, wie das Tier absprang oder wieder aufkam? Um einen Sprung einer bestimmten Höhe und Richtung zu einem bestimmten Zeitpunkt zu entwickeln, müssten Sie Fehler durch Versuch und Irrtum ausschalten und würden dazu viele, viele Wiederholungen brauchen. Sie könnten von Glück sagen, wenn das Tier (und auch der Trainer!) nicht gelangweilt ist, bevor die Ausführung korrekt und zuverlässig werden konnte. Aufgrund dieses Informationsmangels produziert der Trainer, der mit Futter belohnt ohne einen konditionierten Verstärker zu verwenden, typischerweise ein Tier, das eifrig arbeitet (solange es hungrig ist), aber langsam lernt. Wir können das bei Hunden sehen, die mit großen Mengen von Leckerchen belohnt worden sind, ohne ein klares Zeichen bekommen zu haben, warum. Sie scheinen oft begeistert und freundschaftlich, aber haben eigentlich gar nichts gelernt.

Außerdem wird das Tier, wenn der Trainer Futter ohne einen konditionierten Verstärker benutzt, wahrscheinlich die ganze Zeit den Trainer angucken, um Futter zu erbetteln. Pferde stupsen an Ihre Tasche und Hunde lecken Ihre Hand. Delfine hängen am Beckenrand herum und beten den Fischeimer an. Und wenn das Tier unentwegt den Trainer anschaut, würde es schwierig sein, unseren Delfin dazu zu bringen, einen Sprung vom Trainer weg in Richtung auf das Publikum zu machen. Wenn Sie jedoch einmal den konditionierten Verstärker eingeführt haben, können Sie die Pfeife problemlos benutzen, um Verhalten zu verstärken, das in einiger Entfernung gezeigt wird oder bei einem Tier, das von Ihnen weg schaut. Und das gut konditionierte Tier wird, anstatt mit der Nase nach einem Leckerchen zu stupsen, seiner Beschäftigung nachgehen, aber dabei aufmerksam auf das magische Geräusch horchen, was immer es auch sonst tut. Allein schon diese Aufmerksamkeit ist sowohl bei Pferden wie auch bei Hunden ein wertvoller Gewinn des Trainings an sich.

Wegen des Timings auf den Bruchteil einer Sekunde, das der konditionierte Verstärker möglich macht, vermittelt die Pfeife auch ganz genau, wonach der Trainer „sucht“. Das erlaubt Ihnen, dem Tier auf eine sehr klare Weise, ein Detail nach dem anderen, beizubringen, was Sie von ihm haben möchten. Sagen wir zum Beispiel, dass der Delfin eine Regel begriffen hat („spring in diese bestimmte Richtung“), und Sie wissen das, weil das Tier fast immer in die richtige Richtung springt, wenn Sie ihm das Zeichen zum Springen geben. Jetzt können Sie eine weitere Regel oder ein weiteres Detail einführen. Sie beschließen: „Ich verstärke nur höhere Sprünge.“ Sehr bald hat der Delfin ein weiteres Detail gelernt („Ich muss in diese bestimmte Richtung und in dieser bestimmten Höhe springen“).

Dieses schrittweise Vorgehen mag kompliziert erscheinen, ist aber tatsächlich eine fantastische Abkürzung für komplexes gelerntes Verhalten. Sogar mit einem unerfahrenen Delfin kann ein Trainer ein spektakuläres und sehr spezifisches Verhalten – etwa die „Verbeugung“, die ich beschrieben habe – in zwei oder drei Tagen entwickeln; manchmal sogar, wenn alles gut läuft, innerhalb einer einzigen, zehnminütigen Trainingsperiode. Oftmals habe ich während meiner Delfintrainings-Erfahrungen innerhalb einer einzigen Trainings“stunde“ ein Verhalten „eingefangen“, in etwas besonderes „geformt“ und mit einem Signal („Kommando“) verbunden; ebenso ist es bei anderen Delfintrainern. Wie ist es bei Hunden? Sie können leicht in einem kurzen Zehn-Minuten-Experiment Delfintraining und die Verwendung eines konditionierten Verstärkers bei Ihrem Hund ausprobieren. Manche Hunde haben Angst vor Pfeiftönen. Ein praktischer konditionierter Verstärker für Hunde ist ein Knackfrosch („Clicker“), ein Kinderspielzeug, das knick-knack (click-click) macht, wenn man darauf drückt. Sie sind erhältlich in Spielwaren- oder Geschenkartikelläden.

Besorgen Sie sich einen Clicker und ein paar Leckerchen. Machen Sie die Leckerchen klein genug, so dass Sie dem Hund 15 oder 20 geben können, ohne ihn zu satt zu machen. Manche Hunde arbeiten für Trockenfutter, besonders kurz vor ihrer Futterzeit, aber es könnte sein, dass Sie zu etwas verführerischerem übergehen müssen. Wenn ich dies mit fremden Hunden demonstriere, verwende ich für gewöhnlich gewürfeltes Hühnerfleisch. Bringen Sie dem Hund die Bedeutung des Clicks bei, indem Sie den Clicker betätigen und ihm ein Leckerchen geben, etwa 4 – 5 mal, an verschiedenen Stellen des Zimmers oder Geheges (damit der Hund nicht auf die merkwürdige Idee kommt, dass dies etwa nur an einer bestimmten Stelle funktioniert).

Clicken Sie dann und zögern das Leckerchen ein paar Sekunden heraus; wenn Sie den Hund erstarren und interessiert nach dem Leckerchen Ausschau halten sehen, wissen Sie, dass das Signal ein konditionierter Verstärker geworden ist. Nun können Sie ein Verhalten aufbauen; das nennt man „formen“ (shaping).

Ein einfaches Verhalten, das geformt werden kann, ist „jage deinem eigenen Schwanz nach“. Es gibt natürlich so viele Wege, dieses Verhalten hervorzurufen, wie es Ausbilder gibt. Sie könnten den Hund am Halsband nehmen und herumdrehen, Sie könnten Bratfett auf sein Schwanzende träufeln, so dass der Hund sich dreht, um sich den Schwanz zu lecken. Hier ist eine Methode, dies Verhalten von Anfang an zu „formen“, ohne äußere Mittel einzusetzen.

Hören Sie auf zu clicken und warten Sie einfach. Ihr Hund wird inzwischen vielleicht neugierig und aufgeregt sein. Wenn Sie nichts tun, wird der Hund sich wahrscheinlich herumbewegen und vielleicht sogar anfangen zu bellen oder zu winseln. In dem Moment, indem der Hund sich zufällig nach rechts bewegt oder dreht, clicken Sie mit dem Clicker, geben Sie ihm das Leckerchen.

Warten Sie wieder. Ignorieren Sie alles, was der Hund tut, außer Bewegungen nach rechts. Erwarten Sie keine Wunder; eine Drehung des Kopfes oder ein seitlicher Schritt mit der rechten Vorderpfote ist alles, was Sie brauchen. Wenn Sie das Verhalten „einfangen“ – wenn Ihr Timing gut ist – werden Sie nach 3 – 4 Verstärkungen bemerken, dass Ihr Hund sich weiter und öfter nach rechts dreht.

Sie werden nun feststellen, dass Sie nicht mehr einzelne Schritte nach rechts verstärken müssen, sondern Wendungen nach rechts verstärken können, die mehrere Schritte umfassen, vielleicht eine Vierteldrehung. Und von dieser Vierteldrehung ausgehend kann der ganze Kreis sehr schnell entstehen.

Das ist ein guter Zeitpunkt um die erste Übungs“stunde“ zu beenden Die goldene Regel ist, aufzuhören, während Sie die Nase vorn haben. Legen Sie den Clicker weg, loben und streicheln Sie Ihren Hund überschwänglich. Versuchen Sie es am nächsten Tag wieder, beginnend mit einem einzelnen Schritt, dann einer Vierteldrehung und dann mehr – bei zweiten Mal wird es viel schneller dahin kommen.

Von einem Kreis ausgehend ist der nächste Schritt zwei Kreise und dann ist der nächste Schritt – ein sehr wichtiger! – zu variieren, indem Sie mal einen halben Kreis belohnen, dann zwei Kreise, oder einen oder ganze drei oder nur anderthalb Kreise; das läßt den Hund im Ungewissen. Der Click kann nach einer Drehung kommen oder nach zweien. Der Hund weiß es nicht, und dreht sich daher weiter, schneller und schneller, und dadurch entwickeln Sie bei ihm eine amüsante Jagd nach dem eigenen Schwanz.

Das ist natürlich ein verrückter und etwas würdeloser Trick. Es gibt andere Verhaltensweisen, die Sie zum Üben nehmen könnten, z.B. das „Zielen“, bei dem Sie das Tier „formen“, ein bestimmtes Objekt mit der Nase zu berühren. Seelöwen-Trainer bringen ihren Tieren bei, auf die geschlossene Faust des Trainers zu „zielen“ und können dann die Faust auf den Boden oder in die Luft oder über eine Podest halten und so den Seelöwen veranlassen, sich dahin zu begeben, wo sie wollen, ohne Zwang anwenden zu müssen. Der Zweck dieses Versuchs ist nicht, den Hund den Trick zu lehren, sondern Ihnen zu zeigen, wie Sie den konditionierten Verstärker einsetzen können, um ein Verhalten zu „formen“, und wie effektiv diese Art der Verstärkung sein kann.

Warum müssen Sie einen Clicker benutzen? Warum können Sie nicht einfach Ihre Stimme und die Worte „braver Hund“ als konditionierten Verstärker nehmen? Der Hauptgrund ist, dass Sie kein Wort, nicht mal „braver Hund“, auf den Bruchteil einer Sekunde genau mit der Präzision sagen können, die Sie mit einem Click erreichen können. Mit dem Clicker und etwas Übung können Sie ganz winzige Bewegungen – eine Pfote, die nach rechts tritt – in dem Moment verstärken, in dem sie auftreten. Ein Lobwort ist unweigerlich ziemlich „unscharf“, weil es länger braucht. Die zweite Schwierigkeit beim Gebrauch eines Wortes ist, dass wir in der Nähe unserer Hunde sprechen und sogar zu unseren Hunden sprechen, auch wenn wir sie nicht verstärken. Es ist schwierig für den Hund, die Worte, die eine bestimmte Bedeutung für ihn haben, aus dem Wortschwall herauszuhören, den wir von uns geben. Aber der Clicker ist wie kein anderes Geräusch im Raum, und seine Bedeutung ist kristallklar. Tatsächlich werden Sie den Unterschied in der Art, wie der konditionierte Hund auf den Clicker reagiert (elektrisierte Aufmerksamkeit, erregt, stimuliert), klar von der Art unterscheiden können, wie der Hund auf „braver Hund“ reagiert (äh? oh. lächeln, wedeln).

Der Einsatz des konditionierten Verstärkers in der Praxis

Ich habe Hundetrainer sagen hören, dass der „Knackfrosch“ gut für Zirkustricks ist, aber für nichts sonst – man kann ihn z.B. nicht bei einer Prüfung benutzen. Natürlich geht das nicht, aber das brauchen Sie auch gar nicht. Der Wert des Clickers zeigt sich im Formen neuen Verhaltens oder im Verfeinern von Details. Er ist nicht nötig bei Verhaltensweisen, die das Tier schon gelernt hat. Aber sogar bei einem fertig ausgebildeten Gebrauchshundchampion kann der konditionierte Verstärker ein nützliches Trainingsmittel sein. Ein Hundesportler sagte mir, dass er seiner Dobermann-Hündin beigebracht hat, den Clicker zu verstehen, und ihn dann eingesetzt hat, um sie zu verstärken, wenn sie während der Arbeit Blickkontakt suchte (statt vom Hundeführer wegzugucken). „Es war als wäre sie dankbar für die Information. Es schien für sie wirklich die Unsicherheit zu beseitigen“, sagte er. Natürlich verhielt sich die Hündin bei der Prüfung wie gewünscht. Nachdem sie verstanden hatte, was sie tun sollte, waren keine Clicks mehr nötig.

Sie sollten allerdings nicht davon ausgehen, dass niemals konditionierte Verstärker in Prüfungen verwendet werden… Alles, was der Trainer tun muss, ist, ein unauffälliges Zeichen einzuführen, das der Hund erkennt, aber niemand sonst bemerkt. Ich kenne einen pfiffigen Hundeausbilder, der ein kaum hörbares Räuspern als konditionierten Verstärker benutzt. Ich habe gesehen, wie ein Teilnehmer an einer Prüfung „großartig gemacht“ übermittelte, indem er nur mit einem Finger den Kopf des Hundes berührte (wie der überglückliche Gesichtsausdruck des Hundes offensichtlich zeigte). Eine Hundesportlerin, die ich kenne, hat ihrem Hund (Rex) beigebracht, dass Leckerchen „Billy“ heißen. Wenn dann der Hund bei einer Prüfung läuft, kann sie eine besonders gute Übung – z.B. eine schöne Platz-Übung – mit einem Wort verstärken, das wie ein Kommando wirkt: „Billy, hier!“. Niemand fragt, warum sie bei einer Prüfung ihren Hund nicht mit seinem sonst üblichen Namen ruft.

Nachdem ein Verhalten einmal gelernt ist, gibt es keine Regel, die besagt, dass man bei jedem Click ein Leckerchen geben muss. Daher erlaubt Ihnen der konditionierte Verstärker, nicht nur ohne negative Folgen für die Ausführung die Futtergabe herauszuzögern, sondern auch insgesamt weniger Futter zu geben, so dass Sie keine Sorge zu haben brauchen, dass Ihr Tier satt ist, bevor die Arbeit zu Ende ist. Ein Beispiel: bei Hundeausstellungen habe ich oft bemerkt, dass Aussteller den Hund wiederholt locken oder füttern, um einen schönen Stand oder aufmerksamen Blick zu erzielen. Immer wenn ich sehe, wie Futterbröckchen nach Futterbröckchen im Maul des Hundes verschwindet, weiß ich, dass diese Person sich mit konditionierten Verstärkern nicht auskennt! Wie viel wirksamer würde es ein, die Show-Pose zu „formen“, ein Zeichen dafür zu entwickeln („passuff!“) und dann den Hund mit einem Click dafür zu verstärken, dass er die Pose einnimmt und eine gewisse Zeit hält, wobei die eigentliche Futterbelohnung später erfolgt – außerhalb des Rings oder wenn der Richter weitergegangen ist.

Der Wert des konditionierten Verstärkers ist, dass er funktioniert. Er übermittelt Information und beeinflusst das Verhalten des Tieres in all den Situationen, in denen direkte Verstärkung nicht nur unerwünscht, sondern tatsächlich unmöglich ist. Denken Sie zum Beispiel daran, wie nützlich ein einfacher konditionierter Verstärker beim Training von Geruchsidentifikation, Fährtenarbeit, Sitz- und Platz-Bleib, Voranschicken, Vorstehen und Vögel aufstöbern und bei allen anderen Verhaltensweisen wäre, bei denen das Tier in einiger Entfernung zu Ihnen oder von Ihnen weg arbeiten muss.

Unarten unter Kontrolle bringen mit positiver Verstärkung

Es mag unlogisch klingen, dass man „schlechtes“ Verhalten mit positiver Verstärkung statt mit „Korrektur“ unter Kontrolle bekommen kann, aber Delphin-Trainer können das auf viele Arten tun. Hier drei Beispiele

1. Führen Sie einen konditionierten negativen Verstärker ein: das braucht kein Signal zu sein, das bedeutet: „Ich werde dich schlagen“ (obwohl man so etwas auch aufbauen könnte), sondern ein Zeichen, das bedeutet: „Nein, ich werde dich nicht belohnen.“ Es sagt dem Tier, dass eine spezielle Bemühung, die es gerade macht, sich nicht auszahlen wird. Das Tier lernt schnell, dass es besser ist, sein Verhalten zu ändern, wann immer das „Rot“ oder „falsch“ Zeichen kommt. Sie könnten solch ein Zeichen z.B. nutzen, um einem Hund beizubringen, bei Begrüßungen nicht anzuspringen, sondern seine Pfoten auf dem Boden zu lassen, damit er eine Verstärkung durch streicheln bekommt.

2. Benutzen Sie positive Verstärkung, um ein entgegengesetztes Verhalten anzutrainieren. Bei unseren Delphin-Shows im Sea Life Park fing ein Delphin an, das Mädchen zu belästigen, das als Schwimmerin an der Show teilnahm. Statt der Schwimmerin ein Schockgerät zu geben (oder eine andere Strafe auszudenken), trainierten wir den Delphin darauf, für einen Pfiff und einen Fisch unter Wasser einen Hebel zu drücken und forderten ihn dazu auf, dies zu tun, während die Schwimmerin im Wasser war. Der Delphin konnte nicht gleichzeitig den Hebel betätigen und die Schwimmerin ärgern. Die Verhaltensweisen schlossen einander aus, und offensichtlich war das Drücken des Hebels die größere Verstärkung, denn das Belästigen ließ nach. Diese Technik verwenden Sie, wenn Sie Ihrem Hund beibringen, während der Mahlzeiten an der Küchentür Platz zu machen, so dass er
nicht bei Tisch betteln kann.

3. Auszeit nehmen (Time-out). Manchmal macht ein Delphin etwas wirklich schlimmes, wie z.B. aggressiv werden (mit dem Kopf oder den Zähnen nach der Hand des Trainers schlagen z.B.). Im selben Moment, in dem das passiert, drehen Sie sich um, schnappen sich Ihre Trainings-Requisiten und den Fischeimer und gehen für eine ganze Minute raus. Das ist das Ende von allem Spaß. Der Delphin wird wahrscheinlich seinen Kopf aus dem Wasser strecken und bestürzt herumgucken: „he, was machst du da?“ Nach ein paar Wiederholungen lernt er, sich manierlich zu benehmen.

Time-outs werden von Ozeanarium-Trainern erfolgreich eingesetzt, um aggressives Verhalten gegenüber menschlichen Schwimmern sogar bei sehr dominanten Tieren wie erwachsenen männlichen Orca-Walen abzustellen, und um viel andere Unarten zu kontrollieren. Die Technik ist allerdings erschütternd für die Tiere und darf nur sparsam verwendet werden. (Der Umgang mit Verstärkern zur Verringerung von schlechtem Benehmen wird ausführlich in meinen Trainingsbüchern behandelt.)

Die innere Einstellung

Verstärkung zu nutzen ist eine Menge Arbeit für den Trainer, weil es einen dazu zwingt, zu denken. Wie schrecklich! Es ist so viel einfacher, nur den Regeln von jemand anders zu folgen: wenn der Hund ein Malheur verursacht, stupse ihn mit der Nase hinein. Wenn er nicht bei Fuß geht, rucke am Würgehalsband. Sie werden aber ein besserer Trainer sein, wenn Sie sich ausdenken, was Sie verstärken wollen. Und die Konzentration, die Sie brauchen, um das Timing Ihrer Verstärkungen zu perfektionieren, macht das Training zu einer Herausforderung statt zu etwas langweiligem.

Vom Standpunkt des Tieres aus ist diese Art des Trainings nicht einfach ein Weg, Unannehmlichkeiten zu vermeiden, indem es tut, was verlangt wird – eine tägliche Pflicht und nichts anderes. Statt dessen gibt diese Art des Trainings dem Tier die Chance, wieder und wieder zu gewinnen und auch eine Chance, wenigstens einen Teil seiner Welt zu kontrollieren. Vom Standpunkt z.B. eines Delphins aus ist das Training – nachdem er einmal die Bedeutung der Pfeife gelernt hat – nicht ein Austausch von Kommandos und Gehorsam, sondern ein Ratespiel, bei dem der Delphin versucht, verschiedene Wege zu entdecken, wie er den Trainer dazu kriegen kann, zu pfeifen. Es ist ein Spiel, zwar mit strengen Regeln, aber mit Gleichberechtigung auf beiden Seiten. Kein Wunder dass die Delphine Spaß an ihren gehorsamen Trainern haben!

Die Wirkung des konditionierten Verstärkers ist tatsächlich viel stärker, als lediglich Leckerchen nur so zu verteilen jemals sein kann. Wenn Sie aufhören, auf Kontrolle von „schlechtem“ Verhalten zu bestehen, und anfangen, erwünschtes Verhalten mit klarer, konditionierter Verstärkung zu „formen“, wird Ihr Hund Sie auf neue Weise respektieren. Sie werden sich für Ihren Hund endlich sinnvoll verhalten!

 

Übersetzung von Sabine Winkler